Der 34. Internationale Hansetag der Neuzeit stand kurz bevor. Hansetag? Ja ihr lest richtig. Die Hanse war im Mittelalter zwischen dem 13. Und 16 Jahrhundert grob gesagt ein Zusammenschluss von niederdeutschen Kaufleuten (mit bis zu 200 größeren und kleineren Städten) die wirtschaftliche Interessen gerade im Ausland verfolgten. Später kamen politische und kulturelle Interessen dazu. Lübeck gilt als Königin der Hanse und somit ist der Bürgermeister Lübecks der Vormann. Die Hanse der Neuzeit (1980 wieder gegründet) soll den Gedanken der Hanse lebendig halten. Auf den Hansetagen wird in einer Delegiertenversammlung u.a. der Beitritt von Städten beschlossen die schon einmal in der historischen Hanse waren.
Nun war genau der 34. Hansetag vom 22.-25.05. in der Königin der Hanse geplant.
Meine Fraktion hatte mich als Delegierte aufgestellt, die zusammen mit den anderen Delegierten der Stadt (zum Teil durch die anderen Bürgerschaftsfraktionen gewählt) Lübeck vor den knapp 1960 Delegierten und Kulturgruppen aus 122 Hansestädten zu vertreten solle. Eine tolle Aufgabe und zudem für mich eine Ehre, da ich ebenfalls bei den beiden Paraden die Fahne von Lübeck tragen sollte.
Die ganze Woche herrschte reges Treiben in der Stadt, die Bühne vor dem Holstentor wurde aufgebaut, rotweiße Fähnchenketten mit dem Hansetagslogo (einer stilisierten Tassen- Hansekoggenkombination) im Zickzack in den meisten Innenstadtstraßen aufgehängt und Buden und Zelte in den Straßen aufgestellt. Eine tolle Atmosphäre, die die Aufregung nur noch verstärkte.
Unsere Delegation bekam rote TShirts, rote Pullover und rote Jacken mit dem Hansetagslogo, einige Unterlagen – hier war der Terminplan wichtig- in Hansetagstaschen und natürlich das wichtigste, den Delegiertenausweis.
Donnerstag – Jetzt wird’s ernst – Oh Fortuna das Wetter ist mit uns
Eine unbändige Aufregung ließ mich, neben einer kleinen Erkältung, nicht viel schlafen. Schon früh morgens saß ich aufgeregt am Tisch und studierte meinen „Einsatzplan“.
Hier war es wichtig an den Eröffnungsveranstaltungen, Paraden und an der Delegiertenversammlung teilzunehmen, sonst auf den Straßen unterwegs zu sein.
Nun war also um 11 die Eröffnung des Historischen Marktes auf dem Markt vor dem Rathaus. Natürlich durch den Vormann der Hanse, Bernd Saxe.
Petrus meinte es sehr gut mit uns und ließ uns am wolkenlosen Himmel die Sonne auf roten TShirts brennen. Nach der Eröffnung unternahm ich einen Streifzug durch das Domviertel mit dem Mittelalterlichen Lager und der Kinderhansestadt. Großartige Stände mit sehr vielen engagierten Menschen, die das Mittelalter/ den Geist der Hanse erlebbar machten. Natürlich befand sich alles noch im Aufbau, da dieser Teil erst am Freitag eröffnet werden sollte. Glück hatte ich, das ich eine Führung durch die liebevoll zusammengebauten Hansehäuser aus Pappe in der Kinderhansestadt bekam. Hier sollte nämlich in den nächsten Tagen der Ausnahmezustand herrschen.
Die Straßen waren voll mit weißen Pavillons in denen die Städte sich präsentieren konnten, reges Treiben und eine unglaublich tolle Stimmung machten mir das Großereignis begreifbar.
Um 15 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Hafen, wo gegen 15:30 Uhr die ersten Nachbauten historischer Schiffe erwartet wurden. Unter anderem dabei unsere Lisa von Lübeck, Roland Amundsen und die Ubena von Bremen. Die Alexander von Humboldt 2 und das Löschboot Senator Emil Peters führten die Parade an. Zahlreiche weitere Schiffe trafen ein, während Saxe und unsere Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer die Grußworte sprachen und die Maritime Meile eröffneten. Danach ging es für mich schnell ins Büro in der Innenstadt (das für die nächsten Tage und Nächte meine Basis war) umziehen. Bei knapp 30 Grad in Hosenanzug zum Begrüßungsempfang im Audienzsaal des Rathauses, mit Ausklang bei Niederegger. Nach der kleinen Stärkung und einem Kleidungswechsel hin zum Delegiertenoutfit schnappte ich mir die Lübeck Fahne und ging zur MuK zum Aufstellungsort der Parade.
Erst einmal Sicherheitsüberprüfung (schon mehrere Wochen vorher wurde alles vom BKA überprüft) wegen unseres Ehrengastes, dem Bundespräsidenten Joachim Gauck. Keiner ohne rotes Bändchen durfte rein und auch nur (meist) vier Delegierte pro Stadt, keine Taschen etc. Nach über einer Stunde Wartezeit konnten wir dann in alphabetischer Reihenfolge in den Sicherheitsbereich. Durch das Holstentor durch, auf die Treppe, auf die Bühne.
Der Moment als ich die Bühne mit der lübschen Fahne betrat war unbeschreiblich. 10.000 Leute vor mir, von links nach rechts alles voll, ein so dermaßen genialer Ausblick. Bloß nicht hinfallen, ging es mir durch den Kopf. Grinsend betrachtete ich die Gesichter in der ersten Reihe, Saxe, Albig, Gauck und Co, immer weiter gehen, Lächeln, Staunen. Aufpassen, den Kameramann der vor mir her lief nicht umzurennen, ab in den Bereich der Delegationen.
Es war immer noch arg heiß, dementsprechenden Durst hatte ich, aber die Schlange der ebenfalls durstigen Delegierten war länger als mir lieb war. Während Saxe, Albig und Gauck ihre Reden hielten, hielt ich mich an „meiner“ Fahne fest und lauschte. Irgendwann gegen zehn konnte ich mich dann auch mal anstehen und nach 20 Minuten Wartezeit mein Wasser entgegennehmen. Die Musik war großartig, besonders nach der Eröffnung des Hansetages durch den Vormann das „Oh Fortuna“ des philharmonischen Orchesters Lübeck mit dem gigantischen Feuerwerk hinter dem Holstentor. Unbeschreiblich!
Vollkommen beeindruckt und glücklich brachte ich die Fahne zurück ins Rathaus und war gegen kurz vor 1 dann auch im Bett.
Hier noch ein kleiner Film über das Feuerwerk
Freitag – Hanse können wir
Nach vielleicht fünf Stunden Schlaf schmiss mich der Donner vom Schlafsessel und ließ mich nicht mehr einschlafen. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt machte mich nach einem Kaffee dann doch wacher und ließ das Adrenalin der Hanse wieder durch meine Adern pulsieren. Ich war lange vor dem ersten Termin um 11 in der Nähe des Doms und guckte mir Stände an. Saxe eröffnete auch hier den Hansemarkt, auf dem sich mittlerweile viele Leute versammelt hatten. Zahlreiche Menschen in schönen Gewandungen und viele Delegierte wohnten diesem Ereignis bei. Um 12 nahm ich an einem Empfang der Hansebotschafter im Rathaus teil. Am Nachmittag, nach einem Regenguss durfte unter anderem ich unseren Vormann und Bürgermeister begleiten und einen Eindruck von den vielen Städten gewinnen. Ein wirklich schöner, informativer und dann doch regenfreier Nachmittag. Spontan durften wir danach auch noch mit zum Empfang auf das Schiff „Greif“, auf dem das Hansetagslogo von Rostock 2018 enthüllt wurde. Die Zeit tickte und verlangt nun von mir wieder ins Büro zu gehen und mich in meinen Hosenanzug zu „schmeißen“, denn der Lübeck Abend der im Zelt am Europäischen Hansemuseum stattfand wollte besucht werden. Nach drei Stunden und netten Gesprächen verlagerten wir diesen nach draußen auf den Koberg und ließen diesen Tag bei guter Musik ausklingen. Demzufolge waren es kurz vor 2 😉
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