Die Erlebnisse des letzten Hansetages in Viljandi waren noch präsent. Die Hansefamilie hatte also wieder zum Treffen geladen. Erneut machte sich bei mir diese Aufregung breit, diesmal ging es also nach Bergen, Norwegen. Schon zwei Wochen vorher hatte ich mir Geld umgetauscht und per Google Streetview das Gelände und die Stadt angesehen. Nur was mitnehmen? Eigentlich war es ja Sommer, also Juni, aber die Temperaturen in Norwegen waren ja sowieso etwas kälter. Auf jeden Fall einen Regenschirm, da sich Bergen ja als Regenhauptstadt Europas betitelte. Nun ja also ging es los.
Die Delegation traf sich auf dem Parkplatz der Musik und Kongresshalle und wartete auf den Bus. Wir waren pünktlich, der Bus nicht. Als sich dann ein reichlich großer Bus mit einem kleinen Riss in der Scheibe und einem polnischen Busfahrer in unsere Richtung bewegte, staunten wir nicht schlecht. Nachdem auch das Navi ging und mit einigen englischen Anweisungen ging es dann los. Und siehe da, wir kamen sogar an 😉 Am Flughafen, ging es wie immer durch die Sicherheitskontrollen, wo wir dann auch auf den Rest der Delegation trafen. Mit leichter Verspätung wurden wir dann zu einem Propellerflugzeug gebracht (Wer den letzten Hansetagsbericht gelesen hat, weiß, dass mir diese Dinger eben nicht so geheuer sind) Wie auch im letzten Jahr hatte ich mir meinen Platz neben Bruno gesichert, wir waren also ein eingespieltes Team. Hansebrüno und Hanseanja 🙂
Zu der Zeit freute ich mich einfach nur, endlich nach über einem Jahr meine Freunde aus La Rochelle wiederzusehen. Diese Freude ebbte jedoch bei der Landung und wieder eingeschaltetem Handy ab. Nicht da, zu viel Stress, Erschöpft. Enttäuscht schlenderte ich durch den großen Kopenhagener Flughafen und hob mit leicht getrübter Stimmung auch wieder ab – diesmal in einem „vernünftigen“ Flieger gen Bergen. Die Aussicht war atemberaubend, diese weiten tiefen Gräben, die sich durch die. Gebirge fraßen, diese Fjorde. Nun wusste ich was viele an Norwegen liebten.
In Bergen gelandet, nahmen wir einen Shuttlebus zu unserer Station, die nahe dem Hotel lag. Ein großer toller Teich mit dahinter liegendem Bergpanorama (Blick auf den Fløyen) begrüßte uns bei strahlendem Sonnenschein, was mich schon einmal positiv überraschte. Im Hotel checkten wir ein und verabredeten uns für den gemeinsamen Weg zum Hansemarkt. Das Zimmer war in Ordnung, nur die nicht abzustellende Klimaanlage nervte ziemlich. Wir erfuhren, das das Hotel seinen letzten Einsatz hatte, bevor es umgebaut werden würde, was auch einiges erklärte. Die Delegiertenbegrüßungstüte enthielt neben dem obligatorischen Schild und weiteren Informationen auch noch die Eintrittsbänder für die Hanseparty. Schnell machte ich mich etwas frisch, zog mir mein Delegierten Outfit (Lübeck Jacke und T-Shirt) an und begab mich in die Lobby, wo ich auf unsere Gruppe wartete. Gemeinsam gingen wir durch. Die schöne Stadt, zum Hafen, wo einige schöne Schiffe lagen. Unter anderem auch die Statsraad Lehmkuhl, ein Dreimaster der seinen Heimathafen in Bergen hatte und auf dem wir am nächsten Abend unseren traditionellen Lübeckabend zelebrieren würden. Auf dem Hansemarkt, auf dem sich alle angereisten Hansestädte präsentierten, traf ich dann endlich ein paar La Rocheller wieder. Gisela fiel mir um den Hals, ein großes Hallo, nun lernte ich auch Helene kennen, die ausgesprochen gut Deutsch konnte (Sie hatte auch einige Jahre in Deutschland gelebt) Natürlich ließ ich meine in La Rochelle gebliebenen Freunde daran teilhaben, wozu gibt es denn sonst Messenger.
Die Aufstellung zur Eröffnungsparade dauerte ein wenig länger als geplant, sodass wir noch ein wenig Zeit hatten uns zu unterhalten.Wie in den letzten zwei Jahren durfte ich auch in diesem Jahr wieder die Lübeckfahne tragen. Dieses Mal ging es vorbei an Tyske Bryggen, dem Hanseviertel, wieder hoch in die Stadt zu Torgalmenningen, wo eine große Bühne aufgebaut war. Dort sammelten wir uns alle und wurden von der Bürgermeisterin und unserem Hansevormann begrüßt. Da es etwas kalt war, verzog ich mich mit der Fahne im Schlepptau noch einmal in mein Zimmer und zog mich für den Bergen Empfang um, der in Håkons Hall, einer alten wunderschönen Burg stattfand. Es war schön auch meine Freunde aus Dortmund wiederzusehen. Hier und da traf man also alte nur neue Bekannte. Die Sonne bliebt zu der Zeit ziemlich lange am Horizont, sodass ich überhaupt nicht müde wurde und mich noch mit ein paar Bekannten auf den Weg machte die örtliche Restaurationen kennenzulernen. Wir landeten in einem sehr eigenwilligen Lokal (Bar Barrista), das von ihnen schon während der Herbstkommission (Vorbereitungstreffen für den Hansetag gegen Ende des Vorjahres) entdeckt wurde. Überall (bis auf den Boden) hingen Bilder, Puppen, Regenschirme und sonstiges verrücktes Zeug. Der DJ legte Platten auf, auch viele Deutsche Lieder und wechselte nach vier bis fünf Liedern den Hut. Herrlich. Das Bier war ziemlich teuer und zum Teil gewöhnungsbedürftig, so roch es doch irgendwie nach Maracujasaft. Irgendwann, als es dann langsam dunkel wurde, ging es ins Hotel, wo mir die lustige Klimaanlage ein wenig den Schlaf raubte.
Der nächste Morgen begann mit einem doch leckeren Frühstück, nachdem man sich den Schlaf aus den Augen gewaschen hatte. Ich verließ früh das Hotel, um ein wenig mit der kleinen Kamera auf Fototour zu gehen, Musik in den Ohren und einfach ein wenig ausspannen. Dies erwies sich als gute Idee, sogar die Sonne bestärkte dies. Um 10 Uhr war Treffen an der Salt Stage am Festningskaien, zur traditionellen Eröffnung des Hansemarktes, wo wir Delegierten unserer Hansestadt natürlich nicht fehlen durften. Wie üblich bekam auch die Bürgermeisterin die Traditionellen Holzschuhe der Deventerer Hanze Singers. Wir Delegierten teilten uns auf, einige gingen über den Hansemarkt, guckten sich die schönen Stände an, andere gingen durch die Stadt oder nahmen an der Tourismus Konferenz teil. Ich war mal am La Rochelle Stand und mal an unserem, gut, dass beide nebeneinander lagen. Die Zeit verging relativ schnell, sodass man bald schon wieder auf dem Zimmer war und sich für den Lübeckabend umziehen musste. Da ich irgendwie das Treffen verpasst hatte (was mir eigentlich nicht so schnell passiert), hetzte ich also bald innerhalb von 12 Minuten zum Schiff, ziemlich sportlich. So stand also unsere fast komplette Delegation Spalier und begrüßte die Gäste. Es war ein wunderschönes Schiff, die Stimmung war super und das Wetter spielte immer noch mit. Ich traf noch den ein oder anderen Bekannten und konnte neue Kontakte knüpfen. Nach dem Lübeckabend gingen wir zusammen noch weiter, ein wenig tanzen. Nette Musik, nette Gespräche und einfach nur Spaß, denn der muss auch mal sein :).
Frühes Aufstehen war am Samstag angesagt, schnell frühstücken und im gutem Anzug und zur Delegiertenversammlung, die gegenüber des Hotels stattfand. Wir beschlossen unter anderem den Beitritt von Porkhow (Russland) und Venlo (Niederlande), wählten den Vorstand neu (Bis auf den Vormann, der von amts wegen immer der Lübecker Bürgermeister ist. Sollte es mal eine Frau werden, wird diese Bezeichnung wohl auch nicht geändert) bis auf eine Position änderte sich nichts. (http://www.hanse.org/de/die-hanse-heute/organisation/praesidium.php). Mittags gab es ein wenig zu essen, wonach ich ins Hotel ging und mich noch ein wenig umzog. Auf dem Weg zum Hansemarkt regnete es das einzige Mal, wonach eine brütende Schwüle herrschte. Da wir an diesem Tag nicht auf den Berg fahren konnten, weil zu viele Leute an der Fløyen Bahnen standen, beschlossen wir am nächsten Tag direkt früh nach dem Frühstück dies zu versuchen. Meine vier Ansichtskarten konnte ich dann auch endlich weggeschickt, da ich vernünftige Briefmarken in der Tourist Information bekam. Und schon wieder war umziehen angesagt, diesmal für den Kampen Empfang. Kampen wird die Gastgeberin des nächsten Hansetages. Ein paar nette Stunden vergingen, bis es dann gemeinsam zur Hanseparty draußen an der Salt Stage inmitten des Hansemarktes ging. Eine tolle Band heizte uns ein, während die Sonne noch am Himmel stand. (Das Hansa Bier ist übrigens sehr lecker). Um Mitternacht wurden wir dann alle vom Gelände gescheut und verzogen uns wieder in die Bar Barrista, wo wir weiter tanzten. Gegen halb 1 gingen wir in Richtung Hafen. Mein Blick wanderte zum kurzzeitig schwindenden Tageslicht und plötzlich erblickte ich eine wunderschöne Sternschnuppe die sich über den kompletten Himmel erstreckte. Ein Erlebnis und ja, der Wunsch hat sich erfüllt 😀
Der Sonntag begann wieder mit einem leckeren Frühstück, wonach wir dann in einem kleinen Grüppchen zur Fløyen Bahnen gingen und tatsächlich auch hochfahren konnten. Der Ausblick war gigantisch, wundervoll. Wir saßen eine ganze Zeit dort und genossen die Sonne. Später ging es dann zu Fuß den steinigen Bergweg hinunter. Leider knickte ich mal wieder um, wie in den vorherigen Monaten so oft.. Trotzdem rannte ich noch ins Hotel, holte die Fahne und war schneller am Stand als meine mit Fløyen- Besteiger. Nun hieß es Abschlussparade, die wieder zu Torgallmenningen führte und die Fahne von Bergen nun an Kampen weiterging. Nun war der offizielle Teil der Hansetages vorbei. Erst einmal ging ich ins Hotel, zog mich um und ruhte mich ein wenig aus. Für das gemeinsame Abendessen hatten wir in der Nähe des Hotels eine Pizzaria ausgemacht, wo ich für den Abend einen Tisch reservierte. Nachdem wir uns zusammen gestärkt hatten, gingen wir noch in eine Bar und guckten uns den Sieg der Deutschen Nationalmannschaft an. Der Abend ging schon fast kitschig romantisch zu ende. Ich beobachtete die Sonne während sie im Hafen unterging und schlenderte dann langsam ins Hotel.
Mit gepacktem Koffer, durch das Frühstück gestärkt ging es dann mit dem Shuttlebus zurück zum Airport, wo ich mich noch einmal von meinen La Rochellern verabschieden konnte und es auf selbem Weg zurück nach Lübeck ging. Nach einer wieder halbwegs unheimlichen Umwegtour mit dem Bus ging es für eine Stunde nach Hause, frisch machen, was Essen und dann zur Fraktionssitzung.
Wunderschöne, ereignisreiche Tage liegen hinter mir und ich freue mich schon auf den kommenden Hansetag in Kampen.
Ich bin glücklich, dass ich wieder die Chance hatte solche Sachen miterleben zu dürfen. Danke an meine Fraktion.
Weitere Fotos: